Am Samstag, 25. August 2018, Ausflug ab ins Emmental!
Schon die Einladung versprach viel: Das Emmental mit allen Sinnen von seiner schönsten Seite erleben: Zauberhafte Landschaft, Kultur, Musik und währschafte Kulinarik und eine atemberaubende Aussicht… Ausser den dieses Jahr willkommenen Regenwolken, welche die Fernsicht etwas trübten, wartete das Emmental in der Tat mit vielen Überraschungen auf.
Durchs Tal der „Grüene“ erreichten wir alsbald Trachselwald, von 1408 bis 1798 stolzer Vorort der gleichnamigen Berner Landvogtei. In der herrschaftlichen Amtsschaffnerei des heute verschlafenen, idyllischen Trachselwald erwartete uns der Schöpfer und Leiter des Schweizer Zither-Kultur-Zentrums, Lorenz Mühlemann, zur Visite.
Geschickt führte er uns im musealen Raum in ungeahnte Tiefen von der mittelalterlichen bis neuzeitlichen Musikgeschichte ein. Feinfühlig und spannend zugleich, wie er uns in den Bann des alpenländischen Urinstruments vom „Häxeschit bis zur Konzertzither zog. Als virtuoser Künstler liess er uns spielend und singend die einzelnen Entwicklungsschritte über vier Jahrhunderte vom Scheitholz über die Schwyzer und Glarner Zither bis zur immer melodiöser werdenden höfischen und kunstvoll geschmückten Konzertzither miterleben.
Er nahm uns auch die Angst vor den Schwierigkeiten des Zithernspielens, indem er uns die Geheimnisse der griffbrettlosen Zither für die einfache Hausmusik verriet, namentlich die „Autoharp“, nach amerikanischem Muster in einer Stunde erlernbar. Auf jeden Fall überzeugte uns der „freischaffende Zitherer“ einstimmig, dass die Zither zu Recht „Gäng äs Instrument fürs Härz“ und „die heisse Liebe junger Töchter“ ist. Anfangs des 20. Jahrhunderts stieg die Akkordzither gar zum weltumspannenden, völkerverbindenden Instrument auf.
Nach einem reichhaltigen kühlen Apero im Garten durften wir in der kunstvoll bemalten barocken Kirche vom universal begabten ehemaligen Lehrer eine weitere, eindrückliche Lektion in Kulturgeschichte, Denkmalpflege und Heimatkunde erfahren.
Fast möchte man in der weiteren Heimat von Jeremias Gotthelf bekennen: Wir lernten eine für uns zuvor wenig bekannte Schweiz mit Kopf, Herz und Hand kennen. Freilich, Hand selber anlegen konnten wir einzig beim währschaften Zmittag im Chrummholzbad oder – nach kühner, durch den Chauffeur souverän gemeisterter Carfahrt auf die Lüderennalp – beim anschliessenden Spaziergang und der weiten „Bärnsicht“ vom leider etwas verhängten Napf über die Alpen bis zum Jura. Immerhin reichte es zum Gruppenfoto des Gesamtchors und seiner Register vor der längsten aus einem einzigen Baumstamm gesägten Bank von über 38 m Länge. Es hätte im Heimisbachtal, der Heimat auch des Mundartschriftstellers Simon Gfellers, noch viel zu entdecken gegeben. Eine nächste Visite im Zithermuseum oder im geschichtsträchtigen Schloss Trachselwald lohnt sich allemal!
Die Emmentaler Fahrt schlossen wir heimwärts durchs Entlebuch und damit rund um den Napf voll unvergesslicher Eindrücke und Erkenntnissen ab. Unseren verdienten Organisatorinnen Rita und Marie-Theres danken wir für das grossartige Erlebnis.